In Sachsen leben über 685.000 Menschen, darunter auch immer häufiger Erwerbstätige und Rentner, in Armut, jedes fünfte Kind gehört dazu. Das entspricht fast 17 Prozent der Bevölkerung. Und das trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung und dem wachsenden Reichtum in Deutschland. Allein in Sachsen waren im Jahr 2018 11.731 Rentnerinnen und Rentner auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Ein Ergebnis jahrzehntelanger Niedriglohnpolitik speziell in Sachsen, die auch zukünftig dazu führen wird, dass immer mehr Menschen in Altersarmut leben müssen. Und dennoch hat die Staatsregierung in der letzten Legislaturperiode nichts unternommen, um an dieser Situation etwas zu ändern. Unser letzter Antrag diesbezüglich aus der letzten Legislaturperiode «Sozialstaat garantieren: Existenzsichernde Einkommen für alle - Armut wirksam bekämpfen!» in Drs. 6/18048 wurde abgelehnt - auch mit den Stimmen der SPD-Fraktion. Im Sondierungspapier der Kenia-Koalition taucht das Wort Armut überhaupt nicht mehr auf. Ist das Thema Armut somit in den nächsten fünf Jahren für die Staatsregierung in Sachsen wieder kein Thema?
Von Peggy Fritzsche, erschienen in "Freie Presse" am 23.10.2018
Susanne Schaper und ihr Ehemann, Chirurg Kristian Schaper, behandelten in Guinea Kinder und besuchten eine entstehende Berufsschule. Foto: Schaper
Susanne Schaper fliegt oft in Armutsregionen. Nun unterstützte sie mit ihrem Ehemann ein Projekt in Guinea. Im Gepäck hatten sie nicht nur Medizin, sondern auch ein Skelett.
Die Chemnitzer Stadträtin und Landtagsabgeordnete Susanne Schaper unterstützt ein Projekt zur Ausbildung afrikanischer Mädchen. Dabei hilft ihr Ehemann, ein Chirurg.
Susanne und Kristian Schaper sind nun nach ihrer Reise ins westafrikanische Guinea zurück in Chemnitz. Die Eindrücke sind noch frisch: "Es war ein bemerkenswerter Trip in eine andere Welt", so die Politikerin. "Wir hatten 13 aufregende Tage im Hochland, in der 16.000 Einwohner zählenden Stadt Télimélé. "Auf einem insgesamt 11.000 Quadratmeter großen Grundstück am Rand der Stadt treibt der Verein Projekt Misside Guinea den Bau einer Berufsschule voran. Gegründet wurde der Verein vom aus Télimélé stammenden und in Waldenburg unterrichtenden Lehrer Amadou Diallo. Er hatte Susanne Schaper angesprochen, nachdem er von einigen ihrer anderen Hilfseinsätze gelesen hatte.
In Diallos afrikanischer Berufsschule sollen künftig Jugendliche, vornehmlich Mädchen, unterrichtet werden. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt dabei auf der Schulung von Hebammen und Krankenschwestern. Susanne Schaper selbst ist gelernte Krankenschwester. Neben ihrer Tätigkeit in den Stadt- und Landesparlamenten absolvierte die Politikerin (Linke) ein berufsbegleitendes Studium des Pflegemanagements. Zudem ist sie dreifache Mutter. Trotzdem reist sie regelmäßig in Armutsregionen.
Seit Jahren unterstützt sie mit Ärzten ein Hilfsprojekt in Vietnam, um Kinder mit der Fehlbildung Kiefer-Lippen-Gaumenspalte zu behandeln. Nun unternahm sie mit zwei Ärzten, darunter ihrem Ehemann, den Trip nach Afrika. Schaper: "Wir hatten insgesamt 151 Kilogramm Gepäck dabei, vor allem Verbandsmaterialien und Medikamente." Denn die Delegation schaute sich nicht nur den Fortschritt beim Bau der Berufsschule an, sondern unterstützte primär den Betrieb einer bereits bestehenden Krankenstation. "Zudem hatten wir ein Skelett im Reisegepäck", so Susanne Schaper. In der medizinischen Berufsschule soll es künftig Unterrichtsmittel sein. "Das mussten wir dem Zoll aber erst erklären", sagte Susanne Schaper. Das Gerippe hatte der Reisegruppe aufregende Momente bei den Kontrollen verschafft.
Die Eindrücke vor Ort stimmten die auf das Gesundheitswesen spezialisierte Politikerin nachdenklich: "Unser Einsatz war ein sehr kleiner Tropfen auf sehr heißem Stein", sagte sie. Die ganze Delegation habe versucht, Bestes zu leisten. Jedoch gebe es in dem Land selten Strom, kaum Straßen, wenig Infrastruktur und keine soziale Absicherung.