Landarztquote ist reine Symbolpolitik und löst keine Probleme

Zu den heuti­gen Debat­ten zur Ein­führung ein­er Lan­darztquote bei der Zulas­sung zum Medi­zin­studi­um erk­lärt die gesund­heit­spoli­tis­che Sprecherin der Frak­tion DIE LINKE im Säch­sis­chen Land­tag, Susanne Schaper:

„Die Frak­tion DIE LINKE lehnt die Ein­führung ein­er Lan­darztquote ab, weil sie kein geeignetes Instru­ment ist, um den Hausarzt­man­gel in vie­len Regio­nen Sach­sens in abse­hbar­er Zeit abzubauen. Wir sind der Auf­fas­sung, dass nicht die Tätigkeit als Allgemeinmediziner:in auf dem Land unat­trak­tiv ist, son­dern die Rah­menbe­din­gun­gen für eine Nieder­las­sung abschreck­end sind.

Die schlechte Vere­in­barkeit von Fam­i­lie und Beruf, hohe Anteile an Bürokratie, finanzielle Belas­tun­gen durch Kred­i­tauf­nah­men und eine fehlende Vertre­tungsregelung sind wesentliche Gründe für die Schwierigkeit­en, ärztliche Nieder­las­sun­gen und auch Per­son­al­stellen außer­halb von Zen­tren zu beset­zen bzw. Prax­en an Nachfolger:innen zu übergeben.

Nach unser­er Auf­fas­sung muss das gesamte Ver­fahren der Zulas­sung zum Medi­zin­studi­um verbessert wer­den, indem z. B. der Numerus Clausus hin­ter­fragt wird und stattdessen soziale Kom­pe­ten­zen stärk­er berück­sichtigt wer­den. Wir befürcht­en bei der Ein­führung ein­er Lan­darztquote, dass ein solch­es Gesetz zu ein­er Stig­ma­tisierung der „Quoten“-Studierenden und Absolvent:innen führen wird, weil ein Auswahlver­fahren zur Anwen­dung kommt, dass als nicht reg­ulär aufge­fasst wird. Dadurch wird ein neg­a­tiv­er Ein­druck vom Berufs­bild der Landärztin und des Lan­darztes als Mediziner:innen zweit­er Klasse ver­mit­telt.

Uns ist bekan­nt, dass etliche andere Bun­deslän­der bere­its Lan­darztquoten einge­führt haben. Allerd­ings gibt es bis­lang keine Erfahrun­gen, ob diese wirk­lich erfol­gre­ich sein kön­nen. Denn bis Medi­ziner­in­nen und Medi­zin­er soweit sind, dass sie sich nieder­lassen kön­nen, verge­hen meist zehn Jahre des Studi­ums bzw. der Aus- und Weit­er­bil­dung. Inter­essierte wären nach Abschluss ihres Studi­ums weit­ere zehn Jahre an einen Ver­trag gebun­den, bei dessen Nichtein­hal­tung 250.000 Euro Ver­tragsstrafe dro­hen. Somit greift die Lan­darztquote stark in die selb­st­bes­timmte Lebens­gestal­tung junger Men­schen ein und ist zudem sozial unaus­ge­wogen.

Statt an Studienanfänger:innen, müsste sich die Lan­darztquote an fort­geschrit­tene Semes­ter richt­en, die bere­its über ihre fach­liche Spezial­isierung und ihre kün­ftige Kar­riere nach­denken. Die Lan­darztquote ist reine Sym­bol­poli­tik und gaukelt Geschäftigkeit vor, während keine tiefer­ge­hende Auseinan­der­set­zung mit grundle­gen­den Prob­le­men erfol­gt.“

Pressemit­teilung bei Links­frak­tion Sach­sen