Sachsen unternimmt nichts gegen das Ostrenten-Unrecht – Koalition lehnt den Beitritt zum Härtefallfonds ab

Sach­sen kann bis Ende März 2023 der „Stiftung des Bun­des zur Abmilderung von Härte­fällen in der Ost-West-Rentenüber­leitung, für jüdis­che Kontingent­flüchtlinge und Spä­taussiedler“ beitreten. Nur dann kann der Freis­taat die Ein­malzahlung auf 5.000 Euro ver­dop­peln, die für einen kleinen Teil der vom Rente­nun­recht Betrof­fe­nen vorge­se­hen ist. Die Links­frak­tion hat das heute im Land­tag gefordert (Druck­sache 7/12168). Außer­dem soll die Staat­sregierung dafür ein­treten, dass der Härte­fall­fonds zu einem Gerechtigkeits­fonds aus­ge­baut wird. Die Koali­tion lehnte bei­de Forderun­gen ab. Dazu erk­lärt die sozialpoli­tis­che Sprecherin Susanne Schaper:

„Wir wollen Renten­gerechtigkeit für die vie­len Betrof­fe­nen mit DDR-Erwerb­s­bi­ografien. Es ist bere­its unser drit­ter Antrag zu diesem The­ma in dieser Wahlpe­ri­ode. Unver­ständlicher­weise hat Min­is­ter­präsi­dent Kretschmer gegenüber den anderen Ost-Bun­deslän­dern eine säch­sis­che Beteili­gung am Härte­fall­fonds aus­geschlossen, wie wir aus ein­er Aktuellen Stunde im Thüringer Land­tag erfahren mussten. Nun haben wir es auch schwarz auf weiß im Säch­sis­chen Land­tag: CDU, Grüne und SPD wollen nicht ein­mal die sym­bol­is­che Ein­malzahlung für einen kleinen Teil der Betrof­fe­nen auf­s­tock­en. Eine echte Gerechtigkeit­slö­sung wollen sie gle­ich gar nicht forcieren. Damit mis­sacht­en sie die Lebensleis­tung hun­dert­tausender Men­schen, die um einen Teil ihrer Rente­nansprüche gebracht wor­den sind und gebracht wer­den. Wahrschein­lich will die CDU Sach­sen ein­fach nicht zugeben, dass im Eini­gung­sprozess schw­er­wiegende Fehler gemacht wur­den, die dazu führen, dass die Betrof­fe­nen sich als Men­schen zweit­er Klasse fühlen. Seit mehr als dreißig Jahren fordern sie Gerechtigkeit. Es wäre das Min­deste, dass der Freis­taat die Ein­malzahlung auf­s­tockt. Das reicht aber nicht: Laut dem Run­den Tisch Renten­gerechtigkeit wer­den, 490.000 von 500.000 betrof­fe­nen Ostrent­nern leer‘ aus­ge­hen. Seit 1991 seien an ‚gewährten Rente­nansprüchen […] 40 Mil­liar­den Euro voren­thal­ten wor­den‘.

Der Runde Tisch Renten­gerechtigkeit fordert daher eine durch­schnit­tliche Zahlung zwis­chen 10.000 und 20.000 Euro pro Betrof­fe­nen. Die Liste der betrof­fe­nen Berufs- und Per­so­n­en­grup­pen ist lang: Es geht um ehe­ma­lige Beschäftigte in wis­senschaftlichen, tech­nis­chen, päd­a­gogis­chen, medi­zinis­chen und kün­st­lerischen Berufen, bei der Eisen­bahn, der Post und in der Braunkohlev­ered­lung. Beson­ders oft sind Frauen betrof­fen, etwa Angestellte im Gesundheits­wesen. Pfle­gende Ange­hörige, die ihre Beschäf­ti­gung aufgegeben hat­ten, nach dem DDR-Recht Geschiedene sowie Men­schen, die aus der DDR geflo­hen sind, wer­den durch die Rentenüber­leitung benachteiligt.

Wir fordern einen echt­en Gerechtigkeits­fonds, der unbürokratisch und vor allem schnell wenig­stens einen Teil der Ungerechtigkeit­en abfed­ert – und zwar für alle Betrof­fe­nen. Son­st drängt sich der Ein­druck auf, dass die Ver­ant­wortlichen zwar ver­ste­hen, dass ein Fehler passiert ist, dessen Kor­rek­tur aber ‚aus­ge­sessen‘ wer­den soll – bis nie­mand mehr da ist, der Ansprüche erheben kann.“

Pressemit­teilung bei Links­frak­tion Sach­sen